Prof. Dr. Marianne Leuzinger-Bohleber (Sigmund-Freud-Institut Frankfurt) im Hessischen Ärzteblatt

    Der Film „Wenn Ärzte töten...“ zentriert sich auf Liftons Interviews mit Medizinern, die in nationalsozialistische Verbrechen verwickelt waren. Lifton geht darin der ethischen Grundfrage nach, wie aus „Heilern“ „Mörder“ werden können. Seine irritierende These ist, dass nur selten Psycho- oder Soziopathen unter der Gruppe der Mediziner zu finden waren, die zu den schrecklichsten medizinischen Verbrechen in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern fähig waren. Meist waren es „ganz normale Ärzte“ ...

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Sabine Schuchart im Deutschen Ärzteblatt.

    Der Film will Einblicke in die „dunkelsten Seiten der Ärzteschaft“ eröffnen. Dabei geht Lifton nicht nur auf die historischen Hintergründe ein, er fragt auch nach Ethik und Moral in der modernen Medizin. ...

Carlos Corbelle (Filmreporter.de)

    Die Einsichten, die uns Lifton vermittelt, sind dabei ebenso aufschlussreich, wie erschreckend. Er erzählt von Ärzten, die sich an der Ermordung von Kindern und Neugeborenen beteiligten, während sie sich zu Hause als fürsorgliche Familienväter gaben. Oder von Medizinern, die den Genozid an Millionen von Juden lediglich als eine Art "Missverständnis" betrachten. Im Laufe des Interviews beschreibt Lifton immer wieder solche Widersprüche, die sich zunehmend zu einem beängstigenden Psychogramm der Täter verdichten.

prinz.de

    Für viele Menschen sind sie noch immer die Götter in Weiß. Und genau als solche scheinen sich längst auch immer mehr Ärzte zu fühlen. Dabei ist es jedoch nicht selten ein schmaler Grat zwischen Selbstbewusstsein und Selbstüberschätzung, zwischen Moral und Unmoral, zwischen Heilen und Töten. Angeregt durch die Verstrickung der Medizin während des Holocaust, hat sich der Wissenschaftler Robert Jay Lifton deshalb auf die Suche nach der dunklen Seite der ansonsten so klinisch hellen Ärztewelt gemacht. (j.b.)

Wilhelm Roth in epd Film 12/2009

    Dieser Film ist anders als viele Dokumentationen über den Holocaust und das »System KZ«. Meist wurden Opfer und Täter befragt, unvergessen HOTEL TERMINUS von Marcel Ophüls oder SHOAH von Claude Lanzmann. Hannes Karnick und Wolfgang Richter aber sprechen mit einem Historiker, der auch Arzt und Psychiater ist, über seine Begegnungen mit Ärzten, die in Vernichtungslagern Häftlinge getötet haben. Der jetzt 83-jährige Robert Jay Lifton hat sich immer wieder mit Menschen in Grenzsituationen beschäftigt, mit Überlebenden von Hiroshima oder Vietnamveteranen. Sein Buch »The Nazi Doctors« erschien 1986. Aber auch so viele Jahre später ist seine Erfahrung vor der Kamera packend, als hätte er das alles gerade erst erlebt. Da Lifton schwierige Sachverhalte in einer einfachen, verständlichen Sprache darstellen kann, hört man gebannt zu. Aber man hört nicht nur zu. ...

Andreas Wirwatski in FILMECHO/FILMWOCHE

    Die Dokumentaristen Hannes Karnick und Wolfgang Richter präsentieren nach ihren preisgekrönten Porträts über den Gewerkschafter Bleicher und den Theologen Niemöller - beide wurden von den Nazis drangsaliert - nun einen erstaunlichen und kurzweiligen Interview-Film über die Arbeit des US-Psychiaters Robert Jay Lifton („Ärzte im Dritten Reich").

    Rund 85 Minuten Interview-Zeit mit nur wenigen Kamerapositionen, lediglich unterbrochen von pittoresken Ausblicken auf den Atlantischen Ozean, das scheint auf den ersten Blick eine anstrengendes Stück Film zu sein. Doch nach den ersten Statements, die der 1926 in Brooklyn geborene Psychologe und Psychiater Robert Jay Lifton im gut verständlichen Intellektuellen-Englisch der US-Ostküste vorträgt, wird es richtig spannend. ...

    Fazit: Auch ohne die verstörend-faszinierende Filmmusik von Jan Tilman Schade („Blackbox BRD") bietet „Wenn Ärzte töten" fernab jeglicher Guido-Knopp-Geschichtsverramschung einen erhellenden Einblick in ein sehr dunkles Kapitel deutscher Historie, beleuchtet von einem hellwachen Geist, der sich trotzdem einen gesunden Humor bewahrt hat.

 

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Joachim Scholl (Deutschlandradio Kultur) im Gespräch mit Robert Jay Lifton

    In dem Film, den wir nun über Sie sehen, Mr. Lifton, sitzen Sie im Garten Ihres Hauses und zeichnen Cartoons. Kleine Bildergeschichten, in denen lustige Vögel miteinander sprechen. Auch dafür wurden Sie bekannt. Sind diese Bird Cartoons, wie Sie sie nennen, der humoristische Ausgleich für, ja, diese lebenslange Erforschung der dunklen Seiten des Menschenwesens?


    Lifton: Manchmal fragen mich die Menschen ja: Jetzt, wo du dich mit all diesem Grauen befasst hast, wie schaffst du es eigentlich, geistig gesund zu bleiben? Und darauf antworte ich: Ja, ich zeichne lustige Vögel. Diese Vögel repräsentieren für mich das ganze Absurde, was ich immer wieder gesehen habe, sie stehen für eine Art Galgenhumor. Wenn man sich mit solchen Themen befasst, dann muss man auch ein gewisses Maß an Humor mitbringen. Es ist auch meine tiefe Überzeugung, dass der Humor einem hilft, diese Absurdität zu überstehen. Und die Vögel, die ich zeichne, drücken das irgendwie aus, sie repräsentieren all dieses Verquere, das Schräge, mit dem ich mich auseinandergesetzt habe. ...

Giessener Allgemeine 12.11.2009 (dw)

    Wie ein Mensch, der sich dem Heilen verschrieben hat, zum Mörder wird, steht im Mittelpunkt eines Films, der am Mittwoch im Kino »Traumstern« erstmals öffentlich vorgestellt wurde. »Wenn Ärzte töten« lautet der schlichte, aber irritierende Titel der Dokumentation.

    Es sind nicht die mehr oder weniger bekannten Bilder von kranken, leidenden oder toten Menschen, nicht der väterlich wirkende »Halbgott in Weiß«, der sich mit der Todesspritze über das Kinderbett beugt, die es zu sehen gibt. Dieser Film will zeigen, was man nicht sehen und noch weniger begreifen kann.

 

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